Wenn es nicht von selbst passiert, stellen sich Eltern spätestens ab dem 2. Geburtstag die Frage: Wann sollte unser Kind trocken werden? Wir erklären, wann Kinder dazu bereit sind, warum sie fast immer zuerst tagsüber trocken werden, was Sie tun können, um Ihr Kleines beim Trockenwerden zu unterstützen und welche Tricks helfen, wenn Ihr Kind länger dafür braucht.
Kind trocken bekommen: Das ist normal
Wenn wir über das Trockenwerden sprechen, müssen wir zuerst zwei wichtige Dinge unterscheiden:
- Fast alle Kinder werden (deutlich) zeitiger tagsüber trocken als nachts.
- Als “trocken” werden bezeichnet man es, wenn Kinder nicht mehr in die Windel pullern. Verrichtet ein Kind seinen Stuhlgang erfolgreich auf der Toilette anstatt in die Windel, redet man dagegen vom “Sauberwerden”.
Beides: Sauber werden und trocken werden sowie tagsüber und nachts trocken werden ist Teil eines langen Entwicklungsprozesses beim Kind. Wann der Prozess beginnt, wie lange er sich hinzieht und wie viele “Rückschläge” es unterwegs gibt, ist sehr unterschiedlich. Einige Kinder sind schon vor ihrem ersten Geburtstag trocken (in vielen Kulturen sind sie es von Geburt an - dazu weiter unten mehr), andere brauchen bis ins Grundschulalter.
Sie müssen sich also grundsätzlich keine Sorgen machen: Beim Trockenwerden ist eine sehr lange Zeitspanne normal. Daraus ergibt sich ein wichtiger Grundsatz: Zwingen Sie Ihr Kind nicht zu einem Verhalten, das es von selbst noch nicht beherrscht. Das kann nicht klappen und führt nur zu Stress, schlimmstenfalls auch zu gesundheitlichen Problemen. Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht - und Kinder werden durch “Sauberkeitserziehung” und “Töpfchentraining” nicht eher trocken, als es in ihrer persönlichen Entwicklung eben passiert.
Das heißt nicht, dass Sie Ihr Kind nicht immer wieder ermutigen können, es mit dem Töpfchen oder der Toilette zu versuchen. Moderne Wegwerfwindeln sind so saugstark geworden, dass eine volle Windel dem Kind nicht unangenehm ist - warum soll es also sein Verhalten von selbst ändern? Wie Sie Ihr Kind sanft zum Trockenwerden bewegen können, erklären wir weiter unten.
Anzeichen, dass Ihr Kind trocken werden will
Im Alter von etwa 2 Jahren - manchmal früher, sehr häufig auch später - gewinnen Kinder zunehmende Kontrolle über ihre Blasenmuskulatur (und auch den Schließmuskel). Die Windel bleibt dann tagsüber oft schon über mehrere Stunden trocken. Das Kind hält vielleicht kurz aufmerksam inne, bevor es in die Windel macht, und meldet danach aufgeregt: “Hab Pipi gemacht!” Je offener Sie in der Familie mit dem kleinen und großen Geschäft umgehen und je häufiger Ihr Kind Sie und andere Personen auf der Toilette gesehen hat, desto eher wird es selbst Interesse bekunden, diesen Bereich des Großwerdens für sich zu entdecken. Auch wenn die Wahrnehmung der Blasenfunktion noch fehleranfällig ist, sobald Ihr Kind auf die große Toilette oder aufs Töpfchen will, ist das ein Anzeichen, das Sie ernst nehmen sollten.
Weitere Hinweise, die Ihr Kind Ihnen gibt, dass es trocken werden möchte:
- Es kann selbstständig sitzen und laufen.
- Es versteht und befolgt Ihre Anweisungen (natürlich nicht alle!).
- Es möchte mehr und mehr Dinge allein machen.
- Es freut sich, wenn Sie es loben.
- Es schaut sich von anderen Menschen Verhaltensweisen ab.
- Es interessiert sich dafür, was Sie auf der Toilette machen.
Grundsätzlich sollten Sie mit dem Weglassen der Windel warten, bis Ihr Kind das von selbst ankündigt. Bleibt die Windel allerdings über mehrere Tage für Stunden am Stück trocken, können Sie durchaus behutsam anregen, “unten ohne” zu bleiben. Im Sommer oder in einer übersichtlichen Spielsituation in einem warmen Raum ist das gar kein Problem.
Selbst wenn es mit dem Trockenwerden tagsüber gut klappt: Es wird immer eine Übergangsphase geben, in der es hin und wieder zu “Unfällen” kommt. Das Signal der vollen Blase geht im intensiven Spiel schnell unter oder das Kind schätzt die Zeit, die ihm bis zum “Überlaufen” noch bleibt, falsch ein. Das ist gar kein Problem und Sie sollten es auch nicht zu einem machen. Statt Ersatzwindeln gehört in der Kindergartenzeit ein Set Wechselkleidung ins Standardgepäck von Eltern. Nachts gibt Ihnen ein wasserdichter Matratzenschutz Sicherheit: Dann ist es kein Drama, wenn Ihr Kind ein Pfützchen gemacht hat. Einen solchen Matratzenschutz verwenden fast alle Eltern bis ins Grundschulalter ihrer Kinder. Er ist dezent und atmungsaktiv, stört nicht und kann im Fall des Falles blitzschnell abgezogen und gewaschen werden.
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Wann sollte ein Kind trocken werden?
Zahlreiche internationale Studien haben eindeutig gezeigt: Kinder mit bestimmten Methoden, mit Schimpfen oder gar Bestrafung zum Trockenwerden erziehen zu wollen, funktioniert nicht. Vergessen Sie also das Töpfchentraining und hören Sie gar nicht hin, wenn andere Eltern stolz berichten, dass ihre Kleinen schon trocken sind. Irgendwann wird auch Ihr Kind bereit sein für die Toilette.
In der Regel werden Kinder zuerst sauber, bevor sie trocken werden. Die Kontrolle der Schließmuskeln beginnt eher und ist einfacher, weil der Stuhlgang nur einmal oder zweimal am Tag verrichtet wird. Nach dem Sauberwerden oder parallel dazu werden Kinder fast immer zuerst tagsüber trocken, dann sind sie wach und haben mehr Kontrolle über ihre Blase. Viele Kinder brauchen bis zum 4. oder 5. Geburtstag nachts noch ihre Windel oder nässen häufiger ein.
Untersuchungen an westeuropäischen und amerikanischen Kindern zeigen, dass das durchschnittliche Alter zum Trockenwerden bei etwa 30 Monaten liegt. Tagsüber sind die meisten Kinder mit 28 Monaten trocken, nachts mit etwa 33 Monaten. Mädchen gelingt es statistisch zwei bis drei Monate früher als Jungen, zuverlässig ihre Blase zu kontrollieren.
Es zeigt sich also: Es ist ganz normal, wenn Ihr Kleinkind mit dem Kita-Beginn noch nicht trocken ist. Wenn es beim Kita-Eintritt tagsüber schon zuverlässig klappt, freuen Sie sich - wenn nicht, ist das kein Grund zur Sorge und auch nichts, wofür sich Ihr Kind schämen müsste.
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Kind ist mit 2 noch nicht trocken
Mit 2 Jahren bzw. 24 Monaten liegt Ihr Kind noch unter dem statistischen Durchschnitt für das Trockenwerden: Erst mit 30 Monaten sind Kinder in der Regel tagsüber zuverlässig trocken. Da die Entwicklungsspanne in diesem Bereich sehr breit ist, müssen Sie sich keinerlei Sorgen machen, wenn es bei Ihrem Kind mit 2 Jahren noch nicht klappt. Sprechen Sie das Thema hin und wieder an, schauen Sie gemeinsam Bilderbücher über das Pipi machen an, stellen Sie ein Töpfchen im Bad auf und schließen Sie sich nicht selbst in der Toilette ein. Früher oder später wird Ihr Kind den Schritt von selbst machen und die Windel weglassen wollen - verlassen Sie sich drauf.
Kind ist mit 5 noch nicht trocken
Im Kindergartenalter sind sehr viele Kinder tagsüber zuverlässig trocken, auch nachts bleibt das Bett bei immer mehr Kindern unversehrt. Dabei kommt es aber immer wieder zu Zwischenfällen: Es ist vollkommen normal, dass Kindergartenkinder einmal oder zweimal pro Woche nachts einnässen oder tagsüber in die Hose machen. Diese Phase kann sich sechs bis zwölf Monate nach dem Beginn des Trockenwerdens hinziehen.
Viele Eltern machen sich Sorgen, wenn ihre Kinder zum Schulanfang noch nicht trocken sind. Es gibt mehr solcher “Spätzünder”, als man denkt: Statistisch sind 25 % der Jungen und 10 % der Mädchen an ihrem 6. Geburtstag nachts noch nicht komplett trocken.
Kind ist mit 7 noch nicht trocken
Nächtliches Trockenwerden ist ein Prozess und bei einigen Kindern dauert er deutlich länger als bei anderen. 10% der siebenjährigen Kinder sind nachts noch nicht zuverlässig trocken, das heißt: Alle paar Tage geht während des Schlafens etwas daneben. Auch dann sollten Sie die Situation nicht dramatisieren, schon allein weil sich Ihr Kind wahrscheinlich selbst sehr schämt.
Dauerhaftes Einnässen bei Kindern kann ein Anzeichen für eine Infektion, eine Fehlbildung des Genitaltrakts oder ein anderes Gesundheitsproblem sein. Auch wenn wahrscheinlich alles in Ordnung ist und in den nächsten Monaten immer weniger “Unfälle” passieren werden - bei diesen Anzeichen sollten Sie den Kinderarzt bzw. die Kinderärztin aufsuchen:
- Ihr Kind nässt auch tagsüber noch regelmäßig ein.
- Ihr Kind verliert immer wieder tröpfchenweise Urin (nasser Schlüpfer, aber keine nasse Hose).
- Ihr Kind ist auf der Toilette sehr angespannt, klagt über Bauchschmerzen oder über Brennen.
- Ihr Kind vermeidet es, auf die Toilette zu gehen.
Trocken werden: Unterschiede zwischen Jungen & Mädchen
Statistiken zeigen und viele Erfahrungen von Eltern bestätigen es, dass Mädchen im Durchschnitt einige Monate früher trocken werden als Jungen. Ihre Blase ist organisch etwas anders angelegt als die von Jungen. Auch die körperliche und psychische Entwicklung verläuft bei Mädchen etwas unterschiedlich. Mädchen beginnen zum Beispiel statistisch früher zu sprechen, Jungen dagegen fangen eher an zu krabbeln und zu laufen. Es ist also ganz normal, dass Ihre Tochter früher trocken wird oder wurde als der kleine Bruder oder der gleichaltrige Freund von nebenan. Und wenn nicht, ist es auch in Ordnung!
Bei der Sauberkeitserziehung, dem Umgang mit dem Trockenwerden oder der Auswahl des Töpfchens müssen Sie zwischen Jungen und Mädchen keinen Unterschied machen. Alle Kinder können auf dieselbe Weise Schritt für Schritt lernen, trocken zu werden.
Sollen Jungs im Sitzen pinkeln?
Irgendwann kommen die meisten kleinen Jungs auf den Trichter und freuen sich wie Schneekönige, dass sie auch im Stehen pinkeln können. Wenn man unterwegs ist, kann das sehr praktisch sein. Beherrscht ein Junge das Stehpinkeln, muss er nicht umständlich abgehalten werden und die Hose kann oben bleiben, was in der kalten Jahreszeit praktisch ist. Ob Mütter ihren kleinen Jungen das Stehpinkeln erlauben oder gar beibringen sollten, darüber scheiden sich die Geister. Es ist Ihre Entscheidung, ob und wann Sie Ihren Sohn zum Pinkeln im Stehen ermutigen.
Aus rein physiologischen Gründen ist es wohl zwar sinnvoller, wenn Männer im Stehen pinkeln, da der Harnleiter dann gerader verläuft und der Urin mit mehr Druck entleert werden kann. Bei kleineren Jungen kommt es beim Sitzpinkeln oft zu kleineren Malheuren, wenn der Harnstrahl vorn unter der Klobrille hindurchspritzt - hier heißt es anfangs ggf. “Hand anlegen”.
Zu Hause oder zu Gast auf anderen Toiletten sollte aber konsequent darauf geachtet werden, dass Männer sich hinsetzen - egal, wie alt sie sind. Das Pinkeln ins Toilettenbecken aus einer Höhe von mehr als 50 cm führt zu einem Nebel von Spritzern, der zwar für den Urinierenden nicht sichtbar ist, sich aber als feine Schicht auf der Klobrille und dem Bereich rings um die Toilette ablagert - gar nicht hygienisch und auf Dauer sehr unschön. Die eiserne Regel für Ihren Sohn und jeden Mann im Haus lautet also: im Sitzen pinkeln oder nach dem Stehpinkeln das Badezimmer putzen.
Trocken werden: Tipps für Mädchen
Mädchen sind in ihrer Entwicklung statistisch etwas schneller als die Jungs und werden meist einige Monate früher trocken. Das liegt teilweise an Unterschieden im Körperbau: Mädchen bekommen den Druck in ihrer Blase besser mit. Allerdings ist gerade die Anfangsphase, wenn vom Signal “Ich muss mal” bis zum Loslassen nur wenig Zeit ist, für Mädchen oft schwieriger: Sie müssen zum Pinkeln ihre Hose und den Schlüpfer komplett herunterziehen und können nicht wie Jungen im Stehen pinkeln. (Das ist zumindest in den westeuropäischen Kulturen so - in einigen Ländern Afrikas und Südostasiens pinkeln auch Frauen im Stehen).
Bei der Sauberkeitserziehung sollten Eltern ihren Töchtern immer einschärfen, wie das richtige Abwischen geht: immer von vorn nach hinten. Der Grund: Bakterien aus dem Darm dürfen nicht in die Harnblase gelangen, dies kann schnell zu Blasenentzündungen führen. Mädchen sind für diese häufige Erkrankung viel anfälliger als Jungen, weil ihr Harnleiter viel kürzer ist. Bakterielle Infektionen gelangen also viel einfacher in die Blase.
Sie glauben, Ihr Kind will nicht trocken werden?
Trocken werden braucht seine Zeit. Wann diese Zeit beginnt, müssen Sie Ihrem Kind überlassen. Die meisten gehen freudig oder interessiert auf Vorschläge ein, das Töpfchen auszuprobieren oder (mit einem Toilettenaufsatz) die Toilette zu benutzen. Ob es dann gleich klappt, ist eine andere Frage - aber der Wille zählt. Es gibt aber auch Kinder, die scheinbar gar nicht trocken werden wollen. Sie möchten sich nicht auf das Töpfchen setzen, sagen nicht Bescheid, wenn sie Harndrang verspüren oder verweigern jegliche Versuche, die Windel wegzulassen.
Ein sehr häufiger Grund dafür ist, dass ein Kind schlicht noch nicht so weit ist in seiner Entwicklung. Andere Dinge sind gerade wichtiger - mag es das Laufen lernen, das Spielen mit Freunden oder auch das Verarbeiten einer anstrengenden Situation sein, etwa der Kita-Beginn oder eine Trennung der Eltern. Setzen Sie Ihr Kind nie unter Druck, weil es nicht trocken wird oder nicht aufs Töpfchen gehen möchte! Schimpfen, Beschämen (“Die anderen Kinder schaffen das alle schon!”) oder gar Bestrafungen werden das Problem nicht beheben, sondern verstärken. Kinder, die Angst vor dem Urinieren oder dem Stuhlgang haben, bekommen Verstopfung oder entwickeln eine Reizblase. Das wird die Abneigung gegenüber dem Trockenwerden noch verstärken.
Auch wenn es Ihnen schwerfällt: Konzentrieren Sie sich auf die kleinen Erfolge und üben Sie sich ansonsten in Geduld. Irgendwann wird auch Ihr Kind trocken werden wollen, wenn es dazu bereit ist. Häufig sind Eltern enttäuscht, weil es mit dem Trockenwerden einige Tage oder Wochen gut geklappt hat - und dann doch wieder etwas daneben geht oder nachts das Bett nass ist. Anstatt Ihrer Enttäuschung Luft zu machen und Ihr Kind unter Druck zu setzen, entspannen Sie die Situation: Legen Sie einfach offiziell für ein paar Wochen eine Pause mit dem Trockenwerden ein. Ihr Kind wird sich melden, wenn es für den nächsten Versuch bereit ist.
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Kind trocken bekommen: 10 Tipps & Tricks
Jedes Kind wird dann trocken, wenn es in seiner Entwicklung soweit ist. Sie können Ihrem Kind aber helfen, den Prozess des Trockenwerdens entspannt und ohne Hürden zu bewältigen - dann geht es vielleicht ein wenig schneller.Wir haben einige hilfreiche Tricks und Utensilien zusammengestellt, mit denen das Trockenwerden besser klappt.
Tipp 1: Stoffwindeln
Wenn Sie es nicht schon von Anfang an gemacht haben: Steigen Sie auf Stoffwindeln um, wenn Ihr Kind trocken werden soll. In diesen weniger saugfähigen Windeln bemerkt Ihr Kind eher, wenn es sich nass gemacht hat und bekommt so direkt die Motivation, sich zu melden oder gleich auf die Toilette zu gehen. Stoffwindel-Kinder werden statistisch etwas früher trocken! (Das heißt übrigens nicht, dass Sie nun wochenlang Mullwindeln auskochen müssen. Es gibt sehr schicke All-in-one-Stoffwindelsysteme, die in der Handhabung ganz unkompliziert sind. Sie werden staunen, wie sich Ihr Hausmüllberg reduziert. Gute Stoffwindeln kann man bedenkenlos gebraucht kaufen und auch wieder verkaufen!)
Tipp 2: Teilzeit-windelfrei
Moderne Wegwerfwindeln saugen Urin so gut auf, dass sie stundenlang trocken bleiben. Pampers wirbt sogar mit zwölf Stunden - das ist jedoch völlig unnötig und führt dazu, dass Kinder gar keinen Anlass haben, trocken werden zu wollen. Lassen Sie Ihr Kind immer wieder für einige Zeit ohne Windeln herumlaufen, damit es direkt merkt, was da mit seinem Körper passiert. Nebenbei bekommen Sie durch aufmerksames Beobachten auch eher mit, wann und wie oft Ihr Kind Harndrang hat und wie es sich kurz vorher verhält. Das hilft Ihnen im nächsten Schritt, Ihr Kind im richtigen Moment zum Toilettengang zu motivieren.
Oft ist es einfacher, mit der Sauberkeitserziehung im Sommer zu beginnen. Bei warmem Wetter können kleine Kinder (im Haus oder im geschützten Garten!) ohne Hosen oder ganz nackt herumlaufen und es ist kein Drama, wenn etwas daneben geht.
Tipp 3: Zeigen und üben
Zeigen Sie Ihrem Kind, wie man die Toilette richtig benutzt. Die Schritte vom Hose aufmachen und herunterziehen, sich (richtig herum) auf die Toilettenbrille setzen und dann laufen lassen können Sie spielerisch üben - oder Ihr Kind darf bei Ihnen zuschauen.
Tipp 4: Gelegenheiten bieten
Wenn Ihr Kind in die Hose (oder in die Windel gemacht) hat, bringen Sie es gleich zur Toilette oder zum Töpfchen. Sobald es den Zusammenhang verstanden hat, bieten Sie ihm mehrmals täglich an, sich aufs Töpfchen zu setzen.
Tipp 5: Loben, aber nicht Belohnen
Sparen Sie nicht mit Lob und Anerkennung, wenn Ihr Kind einen Schritt hin zum Trockenwerden geschafft hat. Lassen Sie aber Süßigkeiten und andere Belohnungen weg - schließlich soll Ihr Kind dann pinkeln, wann es muss und nicht, wenn es ein Gummibärchen bekommt. Dasselbe gilt natürlich auch für Bestrafungen. Eine nasse Hose oder ein Fleck im Bett sind kein Grund für Strafen wie Liebesentzug oder Fernsehverbot. Die einzige natürliche Konsequenz, die dann eintritt, ist das Wechseln und Waschen der Kleidung oder der Bettwäsche. Kinder können dabei gern helfen, wenn sie es möchten. Aber auch hier gilt: Das Waschen darf keine Bestrafung sein!
Tipp 6: Nicht schimpfen!
Wenn mal etwas daneben geht, schimpfen Sie nicht und äußern Sie keine Enttäuschung! Unfälle und Rückschritte gehören zum Trockenwerden dazu und sind nichts, wofür sich Ihr Kind schämen sollte.
Tipp 7: Vertrauen statt Kontrolle
Das gilt vor allem für ältere Kinder: Fragen Sie nicht ständig nach, ob Ihr Kind mal muss und greifen Sie nicht ungefragt prüfend in die Windel. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie ihm vertrauen - nur so kann es die Kontrolle über seine Blase erlernen. Auch wenn Sie beim Trockenwerden schon in der Phase angelangt sind, wo Ihr Kind seine Blase kontrollieren kann, ist Zurückhaltung angesagt. Es ist zwar verständlich, aber auf Dauer tut es Ihrem Kind nicht gut, wenn es bei jeder sich bietenden Gelegenheit “zur Sicherheit” auf die Toilette geht. Werden dann jedes Mal nur wenige Tropfen herausgedrückt, lernt Ihr Kind nicht, auf das Signal einer gefüllten Blase zu reagieren und kann schlimmstenfalls eine Reizblase entwickeln. Das wiederum führt in vielen Fällen zu langwierigem Einnässen.
Tipp 8: Hilfsmittel anbieten
Die große Toilette ist für kleine Kinder oft nur mit Schwierigkeiten zu benutzen, vor allem wenn es schnell gehen muss. Außerdem ist es alles andere als hygienisch, wenn kleine Kinderhände ständig die Klobrille berühren müssen. Zumindest anfangs geht beim Toilettengang auch häufiger etwas daneben, vor allem bei kleinen Jungen. Bieten Sie Ihrem Kind Hilfsmittel an, die den Toilettengang erleichtern: Es gibt Toilettenaufsätze, kleine Treppchen und Töpfchen. So macht der Toilettengang mehr Spaß und Sie müssen sich weniger Sorgen um Hygiene machen.
Tipp 9: Pinkeln im Badezimmer
Das Töpfchen darf anfangs auch im Kinderzimmer oder in der Nähe des Kindes stehen, wenn der Weg ins Badezimmer weit ist. Langfristig sollte aber klar sein, dass zum Urinieren die Toilette im Badezimmer da ist und nicht eine beliebige Ecke im Garten.
Tipp 10: Passende Kleidung
Wählen Sie für Ihr Kind während des Trockenwerdens bequeme Kleidung, die es selbst ohne Probleme ablegen kann. Statt Latzhosen oder komplizierten Knopfverschlüssen machen es weite Kleidchen oder Hosen mit Gummizug einfacher, ohne Malheur auf die Toilette zu gehen. Es gibt aber auch praktische Hosen, die beim Trockenwerden helfen: Höschenwindeln für größere Kinder sehen fast aus wie normale Unterhosen und bieten ein dezentes Back-up, wenn es im Kindergarten noch nicht so gut klappt. Ganz normal wirken auch spezielle Trainingshosen und Inkontinenz-Slips für Kinder, die noch im Schulalter zum Einnässen neigen.
Für Kleinkinder gibt es in der Phase des Trockenwerdens eine besonders geschnittene Hose: Die “Split Pants” stammt aus China und wird dort von nahezu allen Kleinkindern ab dem Krabbelalter getragen (sie heißt dort “Kaidangku”). Hier sind ganz einfach die Hosenbeine im Bereich des Schritts nicht miteinander vernäht. Steht ein Töpfchenbesuch an oder soll das Kind fix abgehalten werden, weil es Harndrang meldet, zieht man die Hosenbeine einfach auseinander. So wird wertvolle Zeit fürs Ausziehen gespart und bei kaltem Wetter bleiben Beine und Po warm. Splitpants oder Windelfrei-Schlitzhosen finden Sie im gut sortierten Kinderfachhandel, auf Etsy oder in Stoffwindel-Shops.
So kommt Ihr Kind trocken durch die Nacht
Das Trockenwerden über Nacht gelingt fast allen Kindern später als tagsüber. Der Grund ist klar: Das Signal der gefüllten Blase im Schlaf zu bemerken, fällt deutlich schwerer. Erst ab vier bis fünf Jahren sind die meisten Kinder zuverlässig nachts trocken.
Das heißt übrigens nicht, dass gelegentliche nächtliche Unfälle nun vollkommen ausgeschlossen sind! Ist tagsüber etwas aufregendes passiert, hat Ihr Kind abends mehr getrunken als üblich, machen Sie Urlaub in einer anderen Zeitzone oder brütet Ihr Kind eine Krankheit aus, dann zeigt sich das sehr oft als nächtliches Einnässen (die sogenannte Enuresis nocturna). Die Nachtwindel wegzulassen, ist ein großer Schritt. Warten Sie damit möglichst ab, bis Ihr Kind mehrere Nächte nacheinander eine trockene Windel hatte. Fragen Sie es, ob es nun ohne Windel schlafen möchte. Die Initiative sollte von Ihrem Kind ausgehen.
Wenn Sie unsicher sind oder sich Sorgen um ein durchnässtes Bett machen, geben Sie diese Besorgnis nicht an Ihr Kind weiter - vertrauen Sie ihm und seinen Fähigkeiten! Gegen verschmutzte Matratzen, die mitten in der Nacht gereinigt werden müssen, sorgen wasserdichte Matratzenschoner vor. Diese Schutzhüllen sind mit einer absolut wasserfesten Beschichtung aus Polyester versehen, gleichzeitig aber durch einen Frottee-Bezug so atmungsaktiv, dass Ihr Kind nicht schwitzt.
Diese Tricks helfen Ihrem Kind, nachts trocken zu bleiben - und diese nicht:
- Verweigern Sie Ihrem Kind abends nicht das Trinken. Nächtliches Einnässen hat normalerweise nichts mit zu viel Flüssigkeit zu tun. (Ausnahme: Koffeinhaltige Getränke wie Cola wirken harntreibend. Sie sollten in den Stunden vor dem Zubettgehen - und eigentlich auch generell - vermieden werden.)
- Stellen Sie das Töpfchen gleich neben das Bett oder lassen Sie das Licht im Badezimmer an, falls Ihr Kind nachts mit Harndrang aufwacht.
- Wecken Sie Ihr Kind nicht mitten in der Nacht auf, um es zur Toilette zu bringen. Dadurch wird es nicht schneller trocken, Sie verhindern allenfalls ein nasses Bett.
Es kann für beide Seiten entspannend sein und den Druck aus dem Prozess nehmen, wenn Sie ein Set frische Bettwäsche griffbereit im Kinderzimmer lagern. Sind nur wenige Tropfen daneben gegangen, genügt es auch, bis zum Morgen ein Handtuch unterzulegen.
Kontrollieren Sie täglich die Bettwäsche, auch wenn Ihr Kind keinen nächtlichen Unfall vermeldet hat. Oft vergessen Kinder komplett, was sie in der Nacht getan haben, oder sie glauben, das Einnässen geträumt zu haben. Frischer Urin riecht nicht - hatte er jedoch den ganzen Tag Zeit, auf der Matratze einzutrocknen, wird es deutlich schwieriger, die stinkenden gelben Flecken zu entfernen.
Hinweis: Zieht sich das Bettnässen nachts über Jahre hin und belastet Ihr Kind und die ganze Familie, sollten Sie eine speziell ausgebildete medizinische Beratung in Anspruch nehmen. Die Enuresis nocturna ist bei älteren Kindern offiziell als Krankheit anerkannt, Sie haben dann Anspruch auf Verhaltenstherapien und Medikamente.
Windelfrei: Die Alternative zum Trocken werden
Bei genauem Nachdenken fragt man sich, ob es uns wirklich angeboren ist, dass wir in den ersten Lebensjahren unsere Blase nicht kontrollieren können. Immerhin hatten die Urmenschen doch keine Windeln?! Tatsächlich ist das Tragen von Windeln eine recht neue Erscheinung. Moderne Wegwerfwindeln, die den Urin zuverlässig aufsaugen, gibt es erst seit den 1970er-Jahren und sie sind bisher auch nur in den westlichen Ländern verbreitet (wobei die großen Hersteller sehr eifrig in Asien die Werbetrommel rühren). Was hat man aber den Babys umgewickelt, bevor es Wegwerfwindeln gab? Auch Stoffwindeln präsentieren ein großes Problem: Man muss sie täglich waschen. Das war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ohne Wasseranschluss und Elektrizität auch in Westeuropa gar nicht möglich.
Wie kleine Kinder ganz ohne Windeln sauber werden können, zeigen heute noch die Kulturen vieler Völker in Asien und Afrika. Bei den Nomaden in der Mongolei, bei der ländlichen Bevölkerung in China, in fast allen Ländern Südostasiens und Afrikas werden Babys ohne Windeln aufgezogen - und sie brauchen auch keine.
Das Stichwort heißt “windelfrei” und wird auch in Deutschland seit einigen Jahren mit Aufmerksamkeit verfolgt. Immer mehr Eltern vertrauen auf diese bedürfnisorientierte Form der Kommunikation, denn um nichts anderes handelt es sich bei der “Elimination Communication”: Eltern und Kind sind in den ersten Lebensmonaten immer eng beieinander, weil sie das Baby viel tragen und Co-Sleeping im Familienbett praktizieren. So fällt es ihnen leicht, die Signale des Kindes zu deuten.
Sobald ein Baby Harn- oder Stuhldrang verspürt, signalisiert es dies. Gehen die Eltern darauf ein, indem sie das Baby sofort abhalten, kommt eine Kommunikation in Gang. Schon mit wenigen Monaten sind Babys in der Lage, auf ein Signal der Eltern (oft ist das ein lautmalerisches “Schhh”) gezielt zu pinkeln. So wird es möglich, Babys windelfrei und ohne Unfälle aufzuziehen.
Die Fähigkeit zur Selbstkontrolle hat ein Baby schon im Alter von wenigen Monaten. In unserer Kultur geht das Potenzial dafür genauso verloren wie der Übergang zum bewussten Signalisieren, weil ein gewindeltes Baby dies nicht braucht. Stattdessen muss es die Blasenkontrolle mit zwei Jahren wieder mühsam neu erlernen.
Zusammenfassung
Das Trockenwerden ist ein entscheidender Schritt hin zum “großen Kind”, für die Eltern stellt es oft eine erhebliche Erleichterung dar: keine Windeln mehr, kein nerviges Wickeln oder Stoffwindeln waschen! Bis ein Kind zuverlässig tagsüber und nachts trocken ist, kann es jedoch länger dauern, als manchen Eltern lieb ist. Das Entwicklungszeitfenster zum Trockenwerden ist sehr breit - einige Kinder sind schon mit 1,5 Jahren trocken, andere brauchen bis ins Grundschulalter. Statistiken zeigen, dass westeuropäische und amerikanische Kinder im Durchschnitt mit 28 Monaten tagsüber trocken sind. Nachts klappt es mit etwa 33 Monaten. Dabei sind Mädchen normalerweise zwei bis drei Monate früher dran als Jungen. In anderen Kulturen, die gar keine Windeln verwenden, signalisieren die Kinder schon mit wenigen Monaten zuverlässig, wenn sie Harn- oder Stuhldrang haben, und werden dann abgehalten.
Wollen Sie Ihrem Kind beim Trockenwerden helfen, ist es am wichtigsten, dass Sie Geduld haben und verstehen, dass sich dieser Entwicklungsschritt nicht trainieren oder durch Befehlen und Schimpfen herbeiführen lässt. Ein Kind wird in seinem eigenen Tempo trocken. Eltern können aber den Rahmen dafür so gestalten, dass es einfacher geht, etwa mit einem Töpfchen oder geeigneter Kleidung. Wasserdichte Matratzenauflagen stellen sicher, dass nächtliche Unfälle beim Trockenwerden keine nervigen Folgen haben. Auch wenn es länger dauert als beim Nachbarskind oder bei den älteren Geschwistern: Vertrauen Sie Ihrem Kind und warten Sie geduldig ab, es wird in seinem eigenen Tempo trocken werden.