Hohenstein Institut
Das Hohenstein Institut ist eine Prüf- und Forschungseinrichtung, die Textilien prüft und darauf aufbauend Gutachten und Zertifizierungen erstellt.
Was ist das Hohenstein Institut?
Das Hohenstein Institut bzw. die Hohenstein Institute sind eine unabhängig arbeitende Prüf- und Forschungseinrichtung. Gegründet wurden die Hohenstein Institute im Jahr 1946 in Bönnigheim (Baden-Württemberg) von Prof. Dr.-Ing. Otto Mecheels. Heute werden sie mit Niederlassungen in Asien und Europa und mehr als 500 Mitarbeiter*innen in dritter Generation von Prof. Dr. Stefan Mecheels geleitet. Aufgabe der Hohenstein Institute ist es unter anderem, Textilien sowie Erzeugnisse aus Textilien zu prüfen und anschließend entsprechende Gutachten und Zertifizierungen auszustellen. Dafür werden insbesondere folgende Punkte geprüft:
- der Schadstoffgehalt in den Textilien
- der Herstellungsprozess
- die Pflege
- die Umweltverträglichkeit
- die Verwendbarkeit für Allergiker*innen
- die antimikrobielle Wirkung
Welche Zertifikate werden vergeben?
Wer kennt es nicht von sich selbst? Beim Kauf bestimmter Produkten vertrauen wir auf anerkannte Label, die uns auf einem Blick mitteilen, dass die Ware gut und sicher für uns und unsere Liebsten ist. Mit nur einem Blick können wir zum Beispiel einschätzen, ob das neue Handtuch oder auch das hübsche Jäckchen für's Baby frei von Schadstoffen und unbedenklich für die Haut ist. Im Textilbereich werden von den Hohenstein Instituten unter anderem Matratzen sowie alle Arten von Bettwaren, wie zum Beispiel Bettwäsche oder Matratzenbezüge, auf ihre Unbedenklichkeit und Verträglichkeit getestet.
Oeko-Tex® – Die wohl bekannteste Zertifizierung im Textilbereich
Eine der bekanntesten, in Deutschland wohl sogar die bekannteste Zertifizierung im Textilbereich ist das Oeko-Tex® Zertifikat. Gemeinsam von den Hohenstein Instituten und dem in Wien ansässigen Institut für Ökologie, Technik und Innovation entwickelt und 1992 eingeführt, steht dieses Qualitätssiegel für „Textiles Vertrauen“ und ökologisch unbedenkliche Textilprodukte. Im Rahmen der Zertifizierung wird entlang der gesamten Wertschöpfungskette geprüft, das heißt: Vom Anbau der Baumwolle, über Fasern und Garne, bis hin zum fertigen Endprodukt. Während dieser Wertschöpfungskette werden die Prüfkriterien darauf gerichtet, ob sich beispielsweise krebserregende Stoffe, verbotene Farbmittel oder auch Rückstände von Pestiziden in den Textilien befinden.
Unterschieden wird dabei in vier verschiedene Produktklassen, die sich daran orientieren, wie intensiv das Endprodukt in Kontakt mit der Haut des Menschen kommen wird:
- Produktklasse I: Produkte für Babys und Kleinkinder
- Produktklasse II: Produkte mit einem großflächigem oder auch langem Kontakt zur Haut
- Produktklasse III: Oberbekleidung bzw. Produkte mit einem geringen Hautkontakt
- Produktklasse IV: Textilien für die Ausstattung
Wie wird geprüft?
Die Oeko-Tex® Gemeinschaft umfasst mittlerweile weltweit 16 Institute, die nach einheitlichen Standards prüfen. Nachdem der Textilhersteller eine Probe bei einem dieser Institute eingeschickt und seine Konformitätserklärung abgegeben hat, werden die Textilien in Labortests untersucht. Sind alle Vorgaben erfüllt und die Testergebnisse positiv, wird das Qualitätssiegel für ein Jahr vergeben. Darüber hinaus werden aber auch bereits im Handel befindliche Textilien getestet. Hierbei geht es dann aber nicht mehr darum, ob das Prüfsiegel erteilt wird, sondern es wird ein Vergleichstest durchgeführt. Damit soll sichergestellt werden, dass das eingeschickte Prüfmuster und die im Labor ermittelten Testergebnisse mit dem beim fertigen und im Handel angebotenen Muster übereinstimmen.
Was wird geprüft?
Die für Oeko-Tex® 100 entwickelten Standards sollen weltweit eine einheitlich unbedenkliche Qualität beurteilen und befürworten. Wer also sein Textilprodukt mit einem Qualität- und Zertifizierungssiegel von Oeko-Tex® 100 ausstatten will, muss vorab unter anderem folgenden Prüfkriterien erfüllen:
- es dürfen keine verbotenen AZO-Farbmittel, krebserregende und allergieauslösende Farbstoffe, Formaldehyd, Pestizide, chlorierte Phenole, chlororganische Carrier, extrahierbare Schwermetalle, zinnorganische Verbindungen und andere Schadstoffe enthalten sein
- die Textilien müssen farbecht sein
- der pH-Wert der Textilien muss hautneutral (hautfreundlich) sein
Nur wenn die getesteten Produkte allen zu Grunde gelegten Kriterien entsprechen und in jeder Hinsicht unbedenklich sind, werden sie mit dem bekannten Siegel ausgestattet.
Kritikpunkte im Hinblick auf die Prüfverfahren von Oeko-Tex® 100
Im Prinzip kann man sich als Verbraucher*in glücklich schätzen, dass es Prüf- und Zertifizierungssystem wie das von Oeko-Tex® gibt. Schließlich es doch sicher, dass die Textilien, mit denen wir tagtäglich in Berührung kommen, unserer Gesundheit nicht schaden. Doch ist dem wirklich so? Bei unseren Recherchen sind wir immer wieder auf Kritikpunkte gestoßen, die uns darin bestätigt haben, dass auch Vertrauen immer wieder kritisch hinterfragt werden sollte. So verbirgt sich nämlich bereits bei der Bezeichnung „Öko“ in diesem Label nicht immer unbedingt das, was man als deutsche*r Verbraucher*in damit in Zusammenhang bringt. Denn bei einer solchen Bezeichnung gehen wir davon aus, dass bereits die Rohstoffe ökologisch einwandfrei angebaut und weiterverarbeitet werden.
Die Ansprüche der Verbraucher*innen an den Begriff "Öko":
- kein Einsatz von Pestiziden
- keine Genmanipulationen
- faire Arbeitsbedingungen
- keine umweltunverträglichen Produktionsabläufe
- keine Kinderarbeit, u.v.m.
Leider treffen diese Punkte nicht auf alle Unternehmen zu, die Rohstoffe zu Textilien weiterverarbeiten, die wir als Verbraucher*innen guten Gewissens kaufen können und wollen. Denn oftmals werden diese für uns so wichtigen Punkte bei der Prüfung von Textilien nur zweitrangig oder gar nicht beachtet und bewertet. Laut den Standards, die Oeko-Tex® selbst ins Leben gerufen hat, werden die Betriebsbesichtigungen nicht immer konsequent durchgeführt. Hier ist das beste Beispiel die Prüfung von Baumwolle. Die Schadstoff-Prüfung wird hier in den meisten Fällen nur am fertigen Produkt durchgeführt. Vor allem im Hinblick auf die Arbeits- und Produktionsbedingungen in asiatischen Betrieben scheint der Standard von Oeko-Tex® dann aber nicht immer wirkliches Vertrauen nach sich ziehen zu können. Untersuchungen von Greenpeace oder auch dem Bundesverband kritischer Verbraucher e.V. haben gezeigt, dass gerade die Textilverarbeitungsbranche in Asien noch nicht den Standard erreicht hat, wie wir ihn beispielsweise in Deutschland und Europa schon haben.
Unser Fazit zum Oeko-Tex® Zertifikat
Vertrauen ist gut – Kontrolle ist besser! Nach diesem Motto sollte man auch Textilien mit dem Prüfsiegel von Oeko-Tex® 100 bewerten. Will man wirklich unbedenklich Textilien kaufen und benutzen, sollte man unter Umständen darauf achten, ob das Produkt vielleicht weitere Zertifizierungen erhalten hat, wie beispielsweise die Oeko-Tex® Zertifizierung STeP (2013) oder MADE IN GREEN (2015), bei denen die oben angeführten Problemstellungen berücksichtigt werden.