Rosshaar
Als Rosshaar werden die langen Haare aus Mähne und Schweif von Pferden bezeichnet. Diese werden u. a. auch als Füllung für Matratzen verwendet werden.
Was ist Rosshaar?
Gemeinhin werden als Rosshaar die langen, robusten Haare bezeichnet, die aus der Mähne und dem Schweif von Pferden stammen. Aber auch die Grannenhaare von anderen Tieren wie langhaarigen Rinderrassen, behaarten Schweinerassen oder Ziegen werden unter dem Begriff “Rosshaar” zusammengefasst – ob im Reinzustand oder mit Pferdehaar vermischt. Rosshaar gehört neben Schurwolle und Daunen zu den ältesten Füllmaterialien der Welt. Zum Verspinnen und Weben ist das grobe Haar nicht geeignet. Die langen Schweifhaare werden, wenn sie weiß sind, auch heute noch zum Bespannen von Bögen für Streichinstrumente genutzt. Das Schweifhaar kam früher auch häufig zur Perückenherstellung, für Reifröcke sowie für Angelschnüre zum Einsatz.
Als Pferde noch alltägliches Fortbewegungsmittel waren, galt Rosshaar als günstiges und überall vorhandenes Material. Mit dem Siegeszug des Autos ist Rosshaar seltener geworden und gilt entsprechend als hochwertiger. Heute wird Rosshaar vor allem für Bürsten und Besen sowie als Polstermaterial verwendet; sowohl für Matratzen und Topper als auch für Kissen und Sitzmöbel. Während Babymatratzen mitunter vollständig mit Rosshaar gefüllt sind, haben die meisten Rosshaar-Matratzen einen Kern aus Latex, Schaumstoff oder Federn. Das Rosshaar dient als zweite, dünnere Schicht zur Ummantelung. Damit wird das Gewicht der Matratze deutlich verringert, da Rosshaar ein sehr schweres Füllmaterial ist.
So wird Rosshaar gewonnen
Rosshaar ist ein Nebenprodukt der Pferdezucht. Es kommt heute überwiegend aus China und Australien, aber auch aus Südamerika und Europa. Die ausgekämmten Haare werden gesammelt, mit einem kammähnlichen Gerät gereinigt, nach Farben sortiert und zu dicken Zöpfen eingedreht. Danach werden sie ausgekocht oder mit heißem Dampf behandelt, um hygienische Sauberkeit zu gewährleisten. Durch die Hitzebehandlung kräuseln sich die Haare auf und ergeben so ein hervorragendes Material für die Füllung von Sitzmöbeln und Matratzen. Der natürliche Pferdegeruch verschwindet bei dieser Behandlung vollkommen.
Für Veganer*innen kann die Benutzung von Rosshaar-Produkten in Frage kommen, da die Tiere für die Gewinnung der Naturfaser nicht leiden müssen. Allerdings ist und bleibt Rosshaar zweifellos ein tierisches Produkt.
Die Vorteile von Rosshaar als Matratzenfüllung
Rosshaar hat viele vorteilhafte Eigenschaften, die es als Füllmaterial so wertvoll und beliebt machen. Die festen, robusten Haare sind nach der Wasserdampf-Behandlung sehr elastisch und federnd, was ihnen eine große Oberfläche gibt und sie als flexibles Polstermaterial geeignet macht. Gleichzeitig ist Rosshaar sehr luftdurchlässig und kann bis zu 20 Prozent seines Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen, ohne dass es sich feucht anfühlt. Für die Füllung von Matratzen und Kissen sind diese Materialeigenschaften äußerst praktisch, vor allem für Menschen, die nachts stark schwitzen.
Das trockene, luftige Klima in Rosshaar-Matratzen stößt Parasiten wie Hausstaubmilben ab und verhindert die Bildung von Stockflecken und Schimmel. Eine Rosshaarmatratze trägt damit auch zu einem guten Raumklima bei. Darüber hinaus überzeugen Rosshaarmatratzen mit ihrer langen Haltbarkeit. Nicht zuletzt ist Rosshaar ein nachwachsendes, vollkommen natürliches Produkt und erfüllt damit hohe Ansprüche in puncto Nachhaltigkeit.
Alle Vorteile von Rosshaar-Matratzen auf einen Blick:
- sehr atmungsaktiv
- hygroskopisch (nimmt viel Feuchtigkeit auf)
- gute Wärmespeicherung
- temperaturausgleichend
- hohe Formstabilität
- hohe Rückstellkraft
- naturfaser ohne Chemie
- schützt vor elektrostatischer Aufladung
Rosshaarmatratzen pflegen
Die Rosshaare für die Füllung einer Matratze werden in kleine Stoffpakete verpackt und fest zusammengenäht, damit sie im Laufe der Zeit nicht verrutschen. Damit diese Päckchen nicht beschädigt werden, soll man Rosshaarmatratzen nie ausklopfen, sondern nur mit dem Staubsauger absaugen oder bürsten. Das regelmäßige Wenden, Aufrollen und Lüften der Matratze sorgt für die notwendige Bewegung der Füllung. Nach fünf bis zehn Jahre können Rosshaarmatratzen fachmännisch aufgearbeitet werden: Die Stoffhüllen werden dann geöffnet, die Pferdehaare werden neu aufgekämmt und bei Bedarf erneuert. Auf diese Weise behandelt, halten Rosshaarmatratzen und -bettwaren jahrzehntelang.
Tipp: Ein wasserdichter Matratzenschoner schützt die hochwertige Rosshaarmatratze vor Verunreinigungen.
Bezüge für Rosshaar-Bettwaren
Rosshaare sind sehr fest und robust. Daher könnten sie unter Umständen durch den Bezug eines Kissens oder einer Bettdecke hindurchpieksen. Um dies zu verhindern, gelten für die Bezugsstoffe von Bettwaren mit Rosshaar-Füllung hohe Ansprüche: Sie müssen dicht gewebt und recht fest sein. Meist bestehen Bezüge für Bettwaren mit Rosshaar-Füllung aus Perkal oder Baumwolle (z. B. Mako-Satin oder Batist). Schafschurwolle kommt bei Rosshaar-Matratzen oft zur Versteppung zum Einsatz.