Wachen Sie morgens oft mit Kieferschmerzen oder Kopfschmerzen auf? Daran könnte nächtliches Zähneknirschen schuld sein. In diesem Beitrag erfahren Sie alles Wissenswerte über den Bruxismus, wie das Zähneknirschen auch genannt wird, seine Folgen und was Sie dagegen tun können.
Bruxismus: Das passiert beim nächtlichen Zähneknirschen
Beim nächtlichen Zähneknirschen pressen die Betroffenen immer wieder ihre Zähne mit großem Druck aufeinander. Dabei unterscheidet man zwischen zentrischem und exzentrischem Bruxismus:
- Beim zentrischen Bruxismus werden die Zähne unbewusst sehr stark aufeinander gepresst. Dadurch wirken extrem starke Kräfte auf die Zähne und die Kiefergelenke.
- Dagegen werden beim exzentrischen Bruxismus die Zähne gegeneinander gerieben, wodurch ein mehr oder weniger lautes Knirschgeräusch entsteht. Durch den hohen Druck und die Kaubewegung wird dadurch mit der Zeit der Zahnschmelz abgerieben. In der Folge können schwere Zahnschäden bis hin zu Zahnverlust entstehen. Bei beiden Formen des Bruxismus können schmerzhafte Verspannungen im Kiefer auftreten, die in der Folge Kopf-, Nacken- und Gesichtsschmerzen auslösen.
Daran erkennen Sie nächtliches Kieferpressen
Nächtliches Kieferpressen oder Knirschen ist für viele Betroffene nicht leicht zu erkennen. Wie auch, wenn es während des Schlafens passiert! Doch es gibt einige Hinweise, die Ihnen zeigen, ob auch Sie nachts mit den Zähnen knirschen. Die häufigsten Symptome für Zähneknirschen nachts sind morgendliche Spannungskopfschmerzen und Abgeschlagenheit, generell schlechter Schlaf, Nackenverspannungen und -schmerzen, Kieferschmerzen durch Muskelkater im Kiefergelenk oder sogar leichte Einschränkungen beim Öffnen des Mundes. In manchen Fällen klagen Betroffene auch über Sehstörungen, Schulter- oder Rückenschmerzen. Da diese Symptome nicht direkt auf nächtliches Zähneknirschen hinweisen, dauert es manchmal lange, bis die Diagnose Bruxismus gestellt wird.
Bei wem tritt Zähneknirschen im Schlaf auf?
Bruxismus tritt in allen Altersschichten quer durch die Gesellschaft auf. Besonders häufig betroffen sind Menschen in jungen bis mittleren Erwachsenenalter. Bei ca. 20 % der Bevölkerung ist das nächtliche Zähneknirschen so stark ausgeprägt, dass es auf lange Sicht zu Schäden führen kann.
Zähneknirschen im Schlaf bei Kindern und Babys
Vor allem bei Kindern im Alter bis sechs Jahre tritt häufig nächtliches Zähneknirschen auf. Doch das muss bei kleinen Kindern im Gegensatz zu Erwachsenen nicht viel bedeuten. Beim Milchgebiss ist Zähneknirschen nachts ganz normal. Während des Wachstums wächst der Kopf wie der Körper nicht gleichmäßig, sondern in Schüben. Dadurch kann es passieren, dass einzelne Milchzähne oder ganze Zahngruppen sich im Weg stehen und das Wachstum behindern. In solchen Fällen wird durch das nächtliche Knirschen der überstehende Bereich einfach abgeschmirgelt.
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Zähneknirschen als Zivilisationskrankheit
Die Zahl der zähneknirschenden Erwachsenen nimmt in den letzten Jahren immer weiter zu. Vor allem Fälle von Wach-Bruxismus werden immer häufiger. Die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde schätzt, dass jeder fünfte bis jeder dritte Erwachsene (22–31 %) von Wachbruxismus betroffen ist. Nächtliches Zähneknirschen ist dagegen weniger verbreitet. Es wird geschätzt, dass zwischen 9 und 15 % der Bevölkerung nachts knirschen. Während Wachbruxismus durch emotionalen Stress und andere emotionale Faktoren gefördert wird und im Zusammenhang mit Burnout steht, gilt Schlafbruxismus als zentralnervöse Störung.
Zähneknirschen nachts: Ursachen
Die häufigsten Ursachen von nächtlichem Zähneknirschen sind organische und psychische Auslöser:
- Gestörter Zusammenbiss: Wenn der Zusammenbiss der Kiefer gestört ist, kann Knirschen die Folge sein. So können zu hohe Kronen, Zahnfehlstellungen, schlecht sitzende Zahnprothesen und Füllungen Kieferprobleme auslösen.
- Alkohol, Koffein, Medikamente und Drogen: Der übermäßige Konsum von Genussmitteln kann Zähneknirschen zur Folge haben.
- Erkrankungen: Hinter dem Zähneknirschen können verschiedene Krankheiten stecken, z. B. das Restless-Legs-Syndrom oder eine obstruktive Schlafapnoe. Auch Burnout, Epilepsie, Narkolepsie oder Parkinson können zu Bruxismus bzw. haben Zähneknirschen als Symptom.
- Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD): weit verbreitete Störung des Kausystems, die mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Kopf-Hals-Bereich einhergeht. CMD entstehen durch eine Kombination aus sich beeinflussenden Faktoren. Diskutiert werden als Ursachen Zahnverlust, zu hohe Füllungen oder Kronen, Zahn- und Kieferfehlstellungen, psychischer Stress und eben auch das nächtliche Zähneknirschen. Wichtig: CMD kann zu Zähneknirschen führen, es kann aber auch durch Zähneknirschen ausgelöst werden.
Verbindung zwischen Zähneknirschen und Psyche
Wenn man eine schwierige Aufgabe vor sich hat, sagt man: “Ich beiße mich da schon durch” oder “Da hilft nur Zähne zusammenbeißen und durch”. Der Volksmund ist klüger, als man glaubt: Starker Stress oder große Sorgen lösen seelische Belastungen aus, die der Körper oft mit nächtlichem Zähneknirschen verarbeitet. Etwa 50 % der Menschen reagieren auf starken Stress mit zeitweisem Zähneknirschen. Doch nur bei einem Fünftel der Betroffenen entwickelt sich daraus ein chronisches Problem.
Symptomcheck: Daran erkennen Sie Bruxismus
Beim Zähneknirschen pressen die Betroffenen den Kauapparat, also die Zähne im Ober- und Unterkiefer, fest aufeinander. Dies geschieht unterbewusst und ohne Zweck. Auch rhythmische mahlende oder kauähnliche Bewegungen können dabei auftreten. Das Problem: Durch das Aufeinanderpressen der Zähne wird ein Druck von bis zu 480 kg pro Quadratzentimeter auf die Zähne ausgeübt. Und diese Belastung tritt nicht kurzzeitig auf, sondern kann täglich bis zu 45 Minuten anhalten. Langfristig können dadurch schwere Zahnschäden entstehen, die mit Zahnausfall enden. Regelmäßige Zahnarztbesuche können dies verhindern. Neben Problemen mit den Zähnen kann es auch zu muskulären Verspannungen kommen, die sich als Kiefer-, Nacken-, Gesichts- oder Kopfschmerzen zeigen. Auch Rückenschmerzen können sich auf nächtliches Zähneknirschen zurückführen lassen.
Zähneknirschen im Schlaf: Folgen für den Körper
Durch das Zähneknirschen im Schlaf wird enormer Druck auf die Zähne ausgeübt. Tritt das Problem chronisch auf, kann das zu schwerwiegenden Problemen führen. Im Folgenden haben wir einige aufgelistet.
Schädigung des Kauapparats
Die Folgen von Bruxismus beginnen in der Mundhöhle, meist mit dem Rückgang des Zahnfleischs. Daraus kann sich eine Zahnfleischentzündung entwickeln, die unbehandelt zur Parodontitis wird. Dies führt zur Lockerung von Zähnen, Zahnverlust oder gar Knochenabbau im Kiefer. Weitere Folgen können Riefen oder Zahnsprünge (Risse in der Zahnhartsubstanz) sein. Diese sind auf das übermäßige Reiben und Pressen der Zähne zurückzuführen und weisen auf eine Erkrankung im Inneren des Zahnes hin. Besonders stark abgeriebene bzw abgeschliffene Zähne sind eine der Hauptfolgen von Zähneknirschen. Zahnärzt*innen sprechen in solchen Fällen von einem Abrasionsgebiss. Durch den unnatürlich intensiven Gebrauch des Kauorgans werden auch die Kiefermuskulatur und die Kiefergelenke stark belastet. Dadurch kann eine craniomandibuläre Dysfunktion (CMD) entstehen, die wiederum zur Schädigung von Gelenken, zu Schmerzen und ausstrahlenden Verspannungen führt.
Gefährdung des ganzen Körpers
Bruxismus hat auch erhebliche Folgen für den restlichen Körper. Durch das permanente Knirschen in der Nacht sind Betroffene (auch wenn sie es selbst nicht mitbekommen) am nächsten Morgen unausgeschlafen, da sie nachts in ihrer Tiefschlafphase gestört werden. Oft sind Abgeschlagenheit, Müdigkeit und ein Abfall der Leistungsfähigkeit bei Betroffenen zu beobachten. Durch das dauerhafte Arbeiten der Kiefermuskulatur kommt es außerdem zu Muskelschmerzen und Verspannungen im Kopf-, Nacken- und Rückenbereich. Durch diese Verspannungen und den hohen Druck, den die Kiefermuskulatur auf den Kopf im Bereich des Kiefergelenks ausübt, können auch Krankheiten wie Migräne ausgelöst werden.
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Aber Zähneknirschen kann noch ganz andere Folgen haben: Da das Kiefergelenk nur ca. 2 cm vom Gehörgang entfernt liegt, kann ein andauernd verspannter Kiefermuskel auch einen Tinnitus auslösen. Dieser ist zum Glück behandelbar, sofern als Ursache das Zähneknirschen erkannt wird.
Zähneknirschen behandeln
Für die Behandlung von Bruxismus gibt es verschiedene Ansätze. Zur Auswahl stehen die Schienentherapie, Entspannungsübungen, psychotherapeutische Verfahren und physiotherapeutische Maßnahmen.
Schienentherapie
Nach der Diagnose von Bruxismus verschreibt die Zahnärztin meist im ersten Schritt eine Aufbissschiene. Durch das nächtliche Tragen der Schiene wird weiterer Schaden an den Zähnen verhindert und die Kaumuskulatur wird etwas entlastet. Im Idealfall dauert die Behandlung mit einer Knirscherschiene einige Monate, sie kann sich aber auch über mehrere Jahre hinziehen. Dabei hat es sich bewährt, beim Tragen der Schiene immer wieder kürzere Pausen einzulegen. Dadurch werden die Nerven und die Kaumuskeln neu ausgerichtet und zum Teil neu gebildet, sodass das Zähneknirschen nachhaltig verbessert wird.
Entspannungsübungen
Wenn der Bruxismus durch Stress ausgelöst wird, sollte die Behandlung an dieser Stelle ansetzen. Durch individuelle Entspannungsübungen und das Erlernen von Stressbewältigungsmaßnahmen kann Bruxismus nachhaltig und dauerhaft behandelt werden.
Psychotherapeutische Verfahren und Hypnose
Bei schweren Fällen von Bruxismus oder der Erkenntnis, dass er auf ein psychisches Problem zurückgeht, kann eine Verhaltens- und Psychotherapie empfehlenswert sein. Auch Hypnosetherapien versprechen Erfolge, wenn unverarbeitete Probleme, die Bewältigung von Emotionen und Stress die Ursachen des nächtlichen Zähneknirschens sind.
Physiotherapie
Gegen die verspannte, schmerzende Kau- und Kiefermuskulatur kann eine physiotherapeutische oder osteopathische Behandlung helfen. Gezielte Massagen und die Stimulation von Triggerpunkten können zur Entspannung der Muskulatur beitragen. Weiterhin kann ein professioneller Blick auf den Bereich der Halswirbelsäule sinnvoll sein.
Medikamente
Von Medikamenten gegen nächtliches Zähneknirschen wird allgemein abgeraten. Das Risiko von Nebenwirkungen und eventuell entstehenden Abhängigkeiten ist zu hoch. Muskelrelaxantien haben zwar gute Effekte, gehen aber mit Müdigkeit und Benommenheit einher, was sich negativ auf das Bedienen von Maschinen und auf die Fahrtüchtigkeit auswirken. Schmerzmittel helfen zwar gegen die Schmerzen und entspannen die Kiefermuskulatur, sind aber langfristig schädlich für die Magenschleimhaut, die Leber und die Nieren. Bei extremen Fällen von Bruxismus kann man Botox in die Kaumuskulatur injizieren. Diese Methode sollte aber wirklich nur in schwerwiegenden Fällen erwogen werden.
Tipps für einen gesunden Schlaf
Zähneknirschen abgewöhnen: Die besten Hausmittel und Tricks
Die Behandlung von Bruxismus kann auch mit Hausmitteln und Tricks versucht werden. Wir haben die gängigsten Hausmittel gegen nächtliches Zähneknirschen auf ihre Wirksamkeit geprüft.
Muskulatur entspannen
Da Zähneknirschen oft durch Stress verursacht wird, helfen individuelle Entspannungsübungen und Stressbewältigungsmaßnahmen bei der Behandlung. Auch die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson und autogenes Training können gegen Zähneknirschen helfen. Meditation, Musik und Sport sind ebenfalls geeignet, um emotionale Spannungen und Stress abzubauen. Zumindest als Begleittherapie können sie bei Zähneknirschen eingesetzt werden, da sie generell einen positiven Effekt auf Körper und Geist haben.
Schlafposition
Um dem Zähneknirschen vorzubeugen bzw. dagegen vorzugehen, lohnt es sich auch, die eigene Schlafposition zu überprüfen. Bei Schmerzen im Kiefer durch nächtliches Zähneknirschen sollten Sie am besten abwechselnd auf dem Rücken und auf dem Bauch schlafen.
Welche Schlafposition ist die beste?
Homöopathie bei Zähneknirschen
Die Homöopathie hält einige Wirkstoffe gegen nächtliches Zähneknirschen bereit. Das Ziel der Behandlung mit Globuli ist nicht das Abstellen des Knirschens an sich, sondern die Linderung der seelischen Belastung, des Leistungsdrucks, der Schlafstörungen oder der Nervosität, die das Zähneknirschen verursachen. Sie können versuchen, mit Cina (D6), Cuprum metallicum (D12) oder Phytolacca (D6) Bruxismus zu behandeln. Die Behandlung von Zähneknirschen sollte parallel aber auch mit einer schulmedizinischen Therapie erfolgen. Die Kombination aus Aufbissschiene und homöopathischen Mitteln kann das Zähneknirschen erfolgreich lindern oder abstellen.
Zusammenfassung
Unsere Zähne stehen unter großem Druck. Wir nutzen sie täglich und im besten Fall ein Leben lang. Zähneknirschen ist eine Volkskrankheit. Wachbruxismus tritt bei fast einem Drittel der Bevölkerung auf, Schlafbruxismus bei 9 bis 15 %. Nächtliches Zähneknirschen wird vor allem durch unverarbeitete Emotionen und Stress ausgelöst. Durch die Anspannung der Kiefermuskulatur versucht der Körper, diese abzubauen. Dies kann schwere Kiefer- und Zahnprobleme sowie Verspannungen im Kopf-, Nacken- und Rückenbereich verursachen, die unbehandelt schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben können.